Hanoi

Vom 21.09. bis 25.09. waren wir in Hanoi. Hanoi ist zu jeder Tageszeit anders. Morgens ist geschäftiges Treiben aber es ist nicht übermäßig voll. Mittags ist es abartig heiß und immer noch vergleichsweise leer. Alle Einheimischen, die es sich leisten können, ziehen sich so weit wie möglich in den Schatten zurück. Hauptsächlich durchgeknallte Touristen latschen durch die Sonne und lassen ihre Schaltkreise verschmoren, in Gesellschaft von Vietnamesen, die den Touristen verschiedene Produkte verkaufen wollen, wie Hüte, Obst, Taxifahrten, Spielsachen, Schmuck oder Porträts. Auch wir sind ein bisschen herumgeschlendert und haben versucht, nicht ohnmächtig zu werden. Zum Glück sind viele Straßen mit schönen Bäumen begrünt, so dass man sich teilweise wie in einer Mischung aus Wald und Großstadt fühlt. Wenn es trotzdem zu heiß wurde, sind wir in Cafés gegangen oder haben irgendwo was gegessen. Weil ich zwischendurch die Nase voll hatte von Reisnudeln, haben wir sogar einmal italienisch gegessen.

Die lokalen Gerichte sind aber eigentlich drei mal billiger und leckerer. Bekannt ist Hanoi vor allem für Phở (Nudelsuppe mit Rind). Das beste Phở gibt es lustigerweise in den kleinsten Läden, die man nach dem ersten Besuch nie wieder findet und die nur erreichbar sind wenn man durch drei geheime Seitenstraßen, zwei private Wohnzimmer und über ein Motorroller robbt (das ist zwar übertrieben, aber nicht ganz erfunden – teilweise geht man wirklich durch private Bereiche)

Abends ist die Hölle los. Sobald sich die Mittagshitze gelegt hat, beginnt sowohl für Touristen als auch für Ladenbesitzer, Verkäufer und Restaurants der Tag so richtig und die Straßen werden voll. In den Straßen der Altstadt oder in der Nähe vom See muss man sich langsam und geduldig durch den Lärm und die Menschenmassen schieben und teilweise alle 1-2 Meter jemanden ignorieren, der seinen Streetfoodladen promoted oder Krimskrams/Obst verkauft, dass er in der Mittagshitze nicht losgeworden ist. Der Lärm wird komplettiert durch laute Musik aus hoffnungslos überforderten Boxen und das Hupen von Autos und Motorrädern, die in den Menschenmassen feststecken. Das kann anstrengend werden aber insgesamt fand ich das Chaos und die Lautstärke abends irgendwie cool. Auch wir sind abends meistens unterwegs gewesen. Einmal haben wir Sonnenbrillen in einem Geschäft anprobiert. Am vorletzten Abend waren wir mit zwei von Liens Cousins/Cousinen väterlicherseits essen. Liens Cousin hat mich auch auf dem Moped durch den Abendverkehr mitgenommen, was schon cool war. Zum Abschluss haben wir spontan mit ein paar freundlichen Kanadiern auf einer Dachterasse “Egg coffee” getrunken.

Insgesamt fand ich Hanoi cool. Auch unser Hostel war sehr zentral aber auch günstig und leise. Interessant finde ich auch, dass es praktisch keine Arbeitslosigkeit gibt. Niemand bettelt – stattdessen macht jeder irgendwas. Und sei es nur herumlaufen und Obst verkaufen oder Touristen mit Fahradkutschen durch die Stadt zu fahren. Arbeitszeiten gibt es nicht. Man bekommt auch samstags um 4:30 Uhr am Straßenrand Brot mit Ei bei einer älteren Frau. Renten gibt es glaube ich oft keine – die Altersvorsorge ist meistens eine große Familie. Deswegen arbeiten auch viele alte Menschen noch hart und lange. Das ist einerseits bemerkenswert aber auch traurig und mir nicht nur, aber vor allem in Hanoi aufgefallen.

Eher witzig fand ich, dass die Straßen nach den Produkten benannt werden, die dort verkauft werden (z.B. Schuhstraße, Bambusstraße, usw.). Das ist zwar bequem für Kunden, weil man sich leicht zurechtfindet – aber jeder Laden hat dadurch seine gesamte Konkurrenz in direkter Nachbarschaft. Ich hab keine Ahnung, warum dass so ist und wie sich alle 30 Schuhgeschäfte in der 5 Meter langen Schuhstraße über Wasser halten können.


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