Ko Phi Phi


Über die Phi-Phi-Inseln wird viel geschrieben, und das meiste davon stimmt. Sie sind mit ihrem kristallklaren Wasser, den bizarr geformten, teilweise von üppigem Regenwald bedeckten Kalksteinfelsen, den goldgelben Stränden und der reichen Flora und Fauna ein Traumziel für viele Urlauber. So richtig bekannt wurden sie, nachdem der Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio in die Kinos kam, der dort 1999 gedreht wurde – und spätestens nach dem verheerenden Tsunami zu Weihnachten 2004, der dort 700 Menschenleben forderte. 

Obwohl die Preise auf dem abgeschiedenen Archipel doppelt bis dreifach über dem normalen thailändischen Niveau liegen, kommen sie alle: Russen, Deutsche, Franzosen, Chinesen, Inder, Araber … Thais sind auch da, aber eher nur, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie den Touris mit ihrer Arbeit einen schönen Urlaub bescheren. Einen Urlaub auf Phi Phi können sich wohl nur wenige Einheimische leisten. 

Gerade in der Hauptsaison ab Dezember muss der touristische Ansturm immens sein, und jeder kommt mit seiner individuellen Idee vom perfekten Urlaub ins Naturparadies. Während die einen auf der Suche nach Abenteuer und Outdooraktivitäten sind, erwarten die anderen perfekte Bespaßung und Strandparty. Die Spuren dieses im Moment recht ungehemmten Tourismus sieht man der Naturschönheit Phi Phi bereits an. Die einzige bewohnte Insel Phi Phi Don droht vermüllt und zugebaut zu werden, die Korallenriffe und die maritimen Habitate rund um die Inseln sind aufgrund des Massentourismus bedroht. 

Während der Hauptort Tonsai Beach typische Ballermann-Ibiza-Vibes ausstrahlt, geht es weiter abseits dann doch noch etwas gemächlicher und ursprünglicher zu. Wir wohnten im Red Tuna Hostel in Ao Loh Bakao, das nur per Boot erreichbar ist. Unsere Unterkunft befand sich mitten im Dorf, im dem neben dem touristischen Betrieb auch noch normales Dorfleben herrscht – mit rufendem Muezzin (80% der Bewohner sind muslimisch), krähenden Hähnen und geschäftiger Alltagskakophonie. Die Diskomucke aus den Hotels hörten wir nur aus der Ferne. 

Wir erkundeten vor allem den nördlichen Teil der Insel Don. Zu Oma Hannas Geburtstag führt uns unsere Wanderung zur Nui Beach bei Flut durch hüft- (Adrian) bis brusthohes (Lien) Wasser. Am Strand angekommen packten wir die Schnorchelausrüstung aus und erkundeten die bunte und faszinierende Unterwasserwelt. Vorbei an mondänen Ferienresorts spazierten wir am Strand entlang zum einsamen Nordkap der Insel. Und wir leihen uns Kanus aus und schippern damit zur Monkey Beach, wo die Affen den Touris zeigen, wer hier die Chefs sind. Während wir im schwülwarmen Wetter schwitzen, bricht in Süddeutschland der öffentliche Verkehr wegen Neuschnees zusammen.

Weitere Höhepunkte waren: Die Anfahrt mit der Fähre, bei der wir Phi Phi Leh umrundeten. Der Transport zum Red Tuna Hostel, zuerst mit dem Longtailboot und anschließend mit dem Scooter-Taxi, das uns zu viert samt Rucksäcken über die mehlige Sandpiste chauffierte. Unsere Lieblingskneipe „Thai Sea“, in der wir die Wartezeiten mit Yenga und „Vier gewinnt“ überbrückten, dreimal sehr leckeres thailändisches Essen bekamen und zum Dank Graffitis an der Restaurantwand hinterlassen durften. Die Waranfamilie, die sich jeden Morgen während unseres Frühstücks in der Lagune blicken ließ. Der Wetterbericht, der zum Glück nie stimmte. Und unser tiefenentspannter Gastgeber Tuna, der uns bei unserer Ankunft erst einmal ein bisschen Gras anbot und sich amüsierte, als wir es nicht haben wollten. 

„Der beste Tourist ist der, der nicht nach Ko Phi Phi kommt.“ So kritisch formuliert es Stefan Loose in seinem Thailand-Reiseführer. Ich verstehe, was er meint und teile seine Sorge um das Inselparadies. Auch wenn wir nach dieser überspitzten Definition nicht zu den „besten“ gehören, haben wir uns doch vor Ort bemüht, „gute“ und anständige Touris zu sein. Ich bin dankbar, dass ich diese wundervolle Insel erleben durfte und wünsche ihren Bewohnern, dass sie eine Form von Tourismus finden, bei der sie gut leben und ihr Heimatparadies bewahren können.


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