Mi 29.11. – Mo 4.12.2023
Der Transfer von Ko Phi Phi zum Khao Sok Nationalpark ist etwas, das Touristen häufig nachfragen und worauf einheimische Reiseveranstalter somit auch eingestellt sind. In der Regel werden die meisten Besucher aus dem Okzident beim Preis nicht groß verhandeln, sondern die geforderte Kohle auf den Tisch legen. Falls sie murren, wird halt ein bisschen abgerundet, that’s it. Wie sehr der nichtsahnende Mittelsmann vor Ort über Lien gestaunt haben muss, lässt sich nur erahnen. Nicht nur, dass unsere Fünf-Sterne-Reiseführerin alle erforderlichen Zwischenstopps überblickte und dafür sorgte, dass sich nicht doch noch eine Lücke in der Transportkette auftun würde, die man dann spontan mit Geld zu schließen gezwungen wäre. Sie handelte den mit allen Wassern gewaschenen Mann auch so charmant und schlagfertig herunter, dass ihm die Kinnlade herunterklappte. Als das Geschäft dann besiegelt war, klopfte er ihr anerkennend auf die Schulter. Noch nie, so versicherte er ehrfürchtig, habe er jemandem einen so niedrigen Preis für den Transfer nach Khao Sok gemacht.
Nachdem das Ticket also gebucht war, fuhren wir mit dem Boot zum Hafen und gingen dort auf die Fähre nach Krabi. Dort wurden wir von einem Minivan aufgesammelt, der uns in etwa anderthalb Stunden zum Bus Stop des Khao Sok Parks fuhr. Die restlichen zwei Kilometer bis zu unserer Unterkunft liefen wir durch den Ort, der direkt vor dem Eingang des Nationalparks liegt. Dabei merkten wir schon, dass man hier voll und ganz auf Backpacker eingestellt ist. Die Straße ist gesäumt von Hostels, Snack Bars, Streetfoodständen, Tattoo- und Massagestudios, Waschsalons, Minimärkten und Cannabisshops. Etwas weiter weg vom Zentrum findet man auch ruhigere und naturnähere Unterkünfte. Wir hatten uns für drei Nächte im Khao Sok Palm Garden Resort eingebucht und damit einen richtig guten Fang gemacht. Unsere beiden Bungalows waren mit großen Fensterscheiben ausgestattet, die den Blick auf einen wunderschönen und sehr gepflegten Palmengarten freigaben. Die Bäume waren sicher gut 20 Meter hoch und ihre Stämme von Farnen und anderen Blattpflanzen bewachsen, so dass der Garten in den verschiedensten Grüntönen wogte und schillerte.







Der Nationalpark Khao Sok besteht vor allem aus dem riesigen Chiao-Lan-Stausee, der in den 80er Jahren angelegt wurde. Nach dem Bau der Staumauer dauerte es 5 Jahre, bis das Tal des Flusses Sok geflutet war. Die für die Gegend typischen bewachsenen Karstfelsen stehen nun bis zu 80 Meter tief im See und sind entweder ganz verschwunden oder ragen als mehr oder weniger große bizarre Inseln aus dem Wasser. Diese verändern ihre Form mit dem Wasserstand des Stausees, der um etwa 10 Meter schwanken kann. Da nun das Ende der Regenzeit naht, war der See maximal gefüllt.
Auf den Inseln im und auf dem Land um den See herum wuchert der Dschungel. Jeder Quadratzentimeter ist bewachsen und bewohnt, einer lebt hier mit, von, über, unter … dem anderen. Der Artenreichtum des Parks ist legendär. Wildlebende Elefanten, Büffel und Panther gibt es hier ebenso wie die Pflanze Rafflesia, die bis zu einem Meter große pinkfarbene und nach Aas stinkende Blüten hervorbringt.
Am ersten Tag folgen wir dem Pfad in Richtung Wasserfall Ton Kiol, machen aber brav an der Stelle halt, ab der man nur mit einem Guide weiterlaufen darf. Im Internet kann man etliche wütende oder verstörte Erfahrungsberichte von Besuchern lesen, die sich hier mit einem (selbsternannten?) Parkranger im Iron-Maiden-Shirt auseinandersetzen mussten, der sie brüllend und/oder boxend am Weitergehen hindern wollte. Das müssen wir uns nicht geben, zumal der obere Teil des Wegs aufgrund der Regenfälle eh gesperrt ist. Wir laufen am Fluss entlang und bewundern Urwaldriesen, meterhohe Bambusstängel und blaugrün schimmerndes Pfauenmoos. Irgendwo finden wir einen urigen kleinen Badegumpen samt Liane und kommen auch an vielen schönen Kletterfelsen vorbei, an denen Malte seine Freude hätte und Adrian seine Freude hat (🥰 an Malte).














Abends essen wir bei zwei netten Schwestern in einer Art Streetfood-Restaurant. Hier gibt es eine gute Auswahl thailändischer Gerichte in verschiedenen Schärfegraden (eine bis fünf Peperoni), durch die wir uns an den nächsten Tagen zur großen Freude der Betreiberinnen durchprobieren.


Am nächsten Tag lassen wir es morgens etwas ruhiger angehen. Mittags mieten wir uns zwei Scooter, mit denen wir durch die Gegend fahren. Wir lassen uns den warmen Wind um die Nase wehen und halten dort, wo es uns gefällt, zuerst an einem Wasserfall, später an einem Tempel. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Elephant Sanctuary vorbei, in dem die Tiere gerade bettfertig gemacht werden. Begleitet von je einem kleinen Mahoot trotten die sanften Jumbos am Straßenrand entlang in ihr Nachtlager.













Höhepunkt unseres Aufenthaltes im Nationalpark ist eine zweitägige geführte Tour mit Übernachtung in einem schwimmenden Bambusbungalow. Unsere Gruppe hat mit zehn Leuten eine angenehme Größe und besteht außer uns aus vier Holländern und einem sehr netten Pärchen aus Palma de Mallorca; Marko und ich sind mit Abstand die Ältesten. Mit einem Chipsy-Boot überqueren wir den Chiao-Lan-Stausee und begeben uns abends und morgens auf eine Safari. Immerhin sehen wir abends ein paar Makaken und ein Tukanpärchen, das hoch oben geräuschvoll die Äste eines toten Urwaldriesen zerlegt. Frühmorgens spürt man, wie hinter der grünen Blätterwand das Leben im Urwald erwacht und pulsiert, doch bleibt die Morning Rushhour für uns leider unsichtbar.
Am besten gefällt uns allen die Wanderung zum, oder besser gesagt: durch den Bang Hoi Wasserfall. Da es gerade erst geregnet hat, kommt ordentlich viel Wasser heruntergerauscht. Die Steine sind so rauh, dass wir trotzdem gut an ihnen emporklettern können ohne auszurutschen.
In den freien Stunden schwimmen wir im lauen klaren See und begeben uns auf eine Kajaktour, die uns erst in einsame Ecken und dann mitten hinein in ein ausgewachsenes Gewitter führt.






















Nach dem Ende der geführten Tour bleiben wir für eine Nacht im sehr gepflegten Baan Sua Hill Resort. Von dort aus wollen wir am nächsten Tag zum Flughafen Surat Thani und in den Norden Thailands nach Chiang Mai fliegen. Wir haben kaum die Tür unseres Bungalows zugemacht, als es wie aus Eimern zu schütten beginnt – wenn das mal kein gutes Timing ist! Wir verbringen den verregneten Nachmittag mit Körperpflege, Lesen und Schlafen. Abends laufen wir zu einem nahe gelegenen Supermarkt, begegnen einigen freundlichen wilden Hunden, die dort in der Hoffnung auf Futter herumwuseln und essen leckere Roti auf die Hand.
Der nächste Tag ist ein Transfertag. Der nette Taxifahrer Tiger fährt uns zum Flughafen und wir düsen ab in die Metropole des Nordens, nach Chiang Mai.