Chiang Mai

(Mo 4.12. – So 10.12.2023)

Chiang Mai, die Metropole des Nordens. Hier ist das Klima kühler und zu dieser Jahreszeit trockener als im Süden. Wir merken es schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug: es sind bloß knapp 30 Grad bei geringerer Luftfeuchtigkeit. Schwitzen müssen wir trotzdem. 

Unser Hotel ist das Chedi Home, und von unserem Zimmer aus blicken wir auf den aus Tonziegeln erbauten Chedi eines alten Tempels, der mitten zwischen den anderen Häusern steht. Der heilige Schutzbaum, dessen Stamm liebevoll mit einer orangefarbenen Schärpe geschmückt ist (weil der Baum den Status eines Mönchs hat, wie wir später lernen), nimmt so viel Platz ein, wie ihm das Großstadtleben gestattet. In ihm leben Eichhörnchen und Vögel, während die Tauben in den Ritzen des Chedis nisten. 

Was erleben wir alles in der einen Woche?

Wir schlendern durch die Altstadt, durch wuselige Gassen, vorbei an Märkten und Streetfoodrestaurants, lernen, wie man verkehrsreiche Straßen überquert und besichtigen Tempel, allen voran den berühmten Wat Chedi Luang. Diesen erleben wir abends, als nicht mehr so viel los ist, und können den riesigen alten Chedi und die Buddhas ganz in Ruhe betrachten, während die Mönche sich um die Hunde kümmern, die offenbar halb wild auf dem Gelände leben. Die Atmosphäre ist andächtig und entspannt. 

Wir belegen einen Kochkurs in der Smiling Cooking School und lernen, wie man Green Curry, Panaeng, Massaman, Khao Soi und andere thailändische Gerichte kocht. 

Wir lassen uns in einem Massagestudio eine einstündige traditionelle Thai-Massage verpassen. Die Therapeutinnen haben mit unseren großen Körpern ganz schön zu tun (außer bei Lien natürlich) und ein paar Knochen knacken recht lautstark. Danach fühlen wir uns wie neu geboren. 

Wir freuen uns über das leckere Frühstück im Hotel, essen schöne frische Sachen (Ananas, Bananen, Mangustinen, Apfelsinen, Drachenfrucht, Papaya …) und lassen es uns gut gehen. 

Höhepunkt ist unsere dreitägige Dschungeltour mit unserem Guide Charan. 

Dschungeltour (Do 7.12. – Sa 9.12.23)

Dass wir im Dschungel der touristischen Angebote für Dschungeltouren unseren Guide Charan Boontamuang finden, ist ein glücklicher Zufall. Sein Name und seine Webadresse stehen im Thailand-Reiseführer von Stefan Loose, was den Gedanken nahelegt, dass er stark frequentiert ist. Doch dem ist nicht so. Wie er uns später berichtet, hat auch hier Corona seinen Tribut gefordert, der bei ihm in einem völligen Einbruch der Buchungen bestand – natürlich gänzlich ohne staatliche Hilfsmaßnahmen –, so dass er sich ein zweites Standbein aufbauen musste. Wir rufen ihn an, und er ist sehr kurzfristig bereit, eine private Tour mit uns bzw. für uns zu organisieren. Im  Hotel, wo man uns lieber eine der dort vermarkteten Touren verkaufen will, warnt man uns vor dem Risiko, die Tour mit einem Einmannunternehmen zu machen. Tatsächlich ist es aber das Beste, was uns passieren konnte. 

Charan stellt sich nicht nur als äußerst netter und sachkundiger Guide heraus, der gern sein vielfältiges Wissen teilt und keine Mühen scheut, sprachliche Barrieren zu überwinden. Er kann auch ausgezeichnet kochen, gebraucht seine beiden Buschmesser mit einem atemberaubenden Geschick und kennt sich nicht nur in der lokalen Flora und Fauna, sondern überhaupt in der Gegend bestens aus. Das heißt, er hat eine persönliche Beziehung zu den Menschen, in deren Hütten wir schlafen, ist vertraut mit ihrem Alltag und ihrer Mentalität. Man hat den Eindruck, die Einheimischen freuen sich, dass er vorbei kommt, zumal er ihnen kleine Geschenke mitbringt. Für das ältere Ehepaar, bei dem wir die erste Nacht verbringen, kauft er auf dem Markt von Mae Rim ein Stück Darm, was wohl eine Delikatesse darstellt. 😳

Die Gegend, in der wir unterwegs sind, liegt im Huey Namdang Nationalpark, zwei bis drei Stunden nordöstlich von Chiang Mai, ganz in der Nähe des bei Aussteigern sehr beliebten Städtchens Pai. 

Die einzelnen Stationen der Tour sind auf Charans Webseite mehr oder weniger beschrieben, wenn es auch kleinere Änderungen gab. So waren wir nicht an den heißen Quellen und auch nicht im Elephant Poo Poo Park, um Papier herzustellen. 

Die Fahrt gen Norden erfolgt in einem Jeep, der hinten einen Pickup-Aufsatz hat, wie man ihn aus Armeefilmen kennt. Dort hocken wir wie Forrest Gump und sein Shrimp-Freund Bubba auf den Bänken und halten uns über Kopf an den Metallstangen fest, wenn die Straße hubbelig oder kurvig wird. Und das ist häufig der Fall, denn immerhin fahren wir northbound auf der 1095, die berühmt für ihre vielen Kurven ist. 

Rückwärts können wir auf die Straße schauen, die von Bananen und anderen exotischen Gewächsen gesäumt ist und sich stetig bergauf schlängelt. Im Gegensatz zu Chiang Mai, wo der Verkehr dicke und die Luft von Abgasen gesättigt war, ist hier nicht viel los. Ab und zu werden wir von Jeeps oder auch von knatternden Scootern überholt. 

Die folgenden drei Tage sind ein Gesamterlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden. Was wir sehen, spiegelt sich zumindest bruchteilartig in unseren Fotos wider. Es ist so viel, dass ich es hier nicht umfassend beschreiben kann.

Woran wir uns erinnern werden: An die Ruhe im Dschungel, an die Hütten, in denen wir übernachten, an die Begegnung mit den Elefanten, an die Fahrt auf dem selbstgebauten Bambusfloß, an die Gespräche mit Charan, die uns einen Einblick in die thailändische Gesellschaft und Kultur geben. Eine völlig neue Welt tut sich auf. „Same, same, but different“, wie Charan sagt. „Mann-o-Mann!“

Nach unserer Rückkehr bleiben wir noch eine Nacht im Chedi Home in Chiangmai. Abends gehen wir auf den Nachtmarkt, wo unser Guide einen Stand für Seafood hat. Es ist schon erstaunlich , wie schnell er vom Dschungelguide in den großstadtdschungelkompatiblen Modus  gewechselt ist. Nach unserer Tour kann er es sich nicht leisten, länger abzuschlaffen, sondern muss Geld verdienen, seiner Frau am Stand helfen. Im grellen, lauten Markt riecht und tönt es in jeder Ecke anders, Reizüberflutung pur, Hitze und Hustenanfall inklusive. Hier wie im Wald ist Charan ausgeglichen, präsent und geduldig. Marko und Adrian versuchen lange und mit allen Finessen, sich die Fotos und Videos von seinem Handy zu ziehen. Schließlich müssen sie doch einen Weg wählen, bei dem die Informatikerseele blutet…


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